von Christine Walder – OFS Tigring St. Antonius in Kärnten

 

„Wir ziehen zur Mutter der Gnade…“
Das alte Lied klingt froh in mir, als ich am Wiener Stadtpark auf den Bus warte, der mich mit einigen anderen OFS-Geschwistern nach Mariazell bringen wird. Ich kenne sie noch nicht, bis auf Roland und Danja Illy – aber schnell werden wir vertraut und unsere geistliche Begleitung P. Leszek und P. Josef tut das Ihre dazu.

Ich bin die einzige OFS-Schwester aus Kärnten, die sich hier anschließt, aber mit den Geschwistern aus Wien und jenen in größerer Zahl, die in Wr. Neustadt einsteigen, stellt sich schnell jene heiter-besinnliche, erwartungsvolle Stimmung ein, die eine Wallfahrt kennzeichnet. Im Gespräch sich näherkommen, im Gebet sich finden, schön ist das – und so geht es zügig in Richtung Mariazell. Es ist wirklich ein zauberhafter Tag Anfang Juni und das grüne, frische Mürztal vermittelt den Eindruck einer altösterreichischen Sommerfrische.

Als wir im sonntäglich belebten Mariazell ankommen, erwarten uns in der Begegnungszone schon einige Fußwallfahrer mit unserem Nationalvorsteher Franz Spanner, die sich drei Tage vorher aufgemacht haben. Ein Stand wurde von fleißigen Händen aufgebaut, es gibt Erfrischung und Stärkung für alle, die ein bisschen davon vertragen können, nach der langen Fahrt. Schön ist es, Geschwister aus allen Regionen zu treffen, aus Graz und Salzburg, Fußpilger aus Oberösterreich und Niederösterreich und meine lieben Kärntner OFS-Geschwister, die mit dem Bus angereist sind. Es sind alle Altersgruppen vertreten, auch junge Fußwallfahrer, die trotz der Müdigkeit Energie und Lebhaftigkeit ausstrahlen und das Gefühl: Der OFS lebt.

Am Stand gibt es bei unserer Kassenwartin Elisabeth auch die neuen, flotten OFS-T-Shirts zu erwerben und ebensolche Schals. Sie werden anprobiert und auch gleich getragen und vermitteln das verstärkte Gefühl von Gemeinsamkeit. Und: wenn man das T-Shirt trägt, wird man auch gleich darauf angesprochen. So mir geschehen und ich konnte auch gleich ein Glaubenszeugnis ablegen! Der steirische Interessent meinte zum Begriff Ordo franciscanus saecularis: „Was es nicht alles gibt!“

Ja, den OFS gibt es und er hat sich deutlich sichtbar gemacht und hörbar. Viel Gespräch gab es, Austausch und Annäherung. Ein gemütliches Mittagessen in einem der behaglichen Gasthäuser, Bummel entlang der Devotionalienstände und den Einkauf von Mariazeller Mitbringseln für die Lieben daheim. Und all das Schöne, Gemeinsame hat einen Gipfel und einen Höhepunkt, auf den alles hinzielt: den Besuch bei der „Mutter der Gnade“, der unser Denken, Bitten und Beten gilt, wenn wir nach Mariazell kommen.

Wichtig ist es, sich ihr in Stille zu nähern, im Gebet bei ihr zu verweilen und alles hinzutragen, was uns andere aufgetragen haben, aber auch den „Rucksack“ unserer eigenen Lebenssorgen vor ihr vertrauensvoll auszuleeren. Niemanden lässt sie im Stich, niemand bleibt mit seinen Kümmernissen und Leiden allein, wenn er sich ihr anvertraut.

Und wenn dieses Anvertrauen in einer wunderbaren heiligen Messe vor dem Gnadenaltar gipfelt, dann dürfen wir OFS-Geschwister aus ganz Österreich glücklich und froh uns im Gebet und in unseren Liedern verbinden und auch die Anliegen unserer Gemeinschaft vor die Gnadenmutter hintragen. In Würde und Feierlichkeit durften wir die hl. Messe feiern, zelebriert von P. Leszek Nocun OFMCap und anderen Brüdern des Franziskanerordens. Und nach der Messe gab es noch ein frohes und gestärktes Austauschen vor der Basilika und ein gemeinsames Erinnerungsfoto, das die spirituelle Kraft und die innere Erneuerung dieses Tages uns auch in späteren Jahren ins Gedächtnis rufen wird.

„Wir ziehen zur Mutter der Gnade“ – voll Freude auch im nächsten Jahr

 

Von Martha Horak – OFS Salzburg

Der OFS Salzburg hat sich für eine 2 tägige Buswallfahrt entschieden. Es ist mir ein Anliegen, dass wir stets die Natur miteinbeziehen.  Unsere Fahrt begann in Salzburg um 08.00 Uhr. Wir fuhren über das Salzkammergut , vorbei am Fuschlsee, Wolfgangsee, Bad Ischl, Bad Goisern, durch die frische, grüne Natur des Frühlings, zwischen schroffen Bergen und lieblichen bunten Wiesen, nicht ohne den Herrn zu lobpreisen und in zahlreichen Gebeten zu huldigen. So gelangten wir nach Admont. Im Stiftskeller wartete schon ein feines Essen auf uns und danach wurden wir durch die größte Klosterbibliothek der Welt und durch die Stiftskirche geführt. Mich berühren solche Momente angesichts jahrhundertealter Kultur, welch unendliches Wissen ist in all diesen Büchern und Schriften verborgen. Ganz klein fühlt man sich und doch beglückt, ob solch großer Werke; welche Gnade ist uns zuteil aus all diesen Zeugnissen unendlichen Wissens schöpfen zu dürfen. Es bleibt uns nur in Dankbarkeit und Demut das Knie zu beugen und Gott zu huldigen.  Gestärkt an Leib und Geist fuhren wir weiter nach Mariazell, wo wir im Hotel zum „Weißen Hirschen“ Quartier bezogen. Wir hatten auch Gelegenheit an der Abendmesse in der Basilika teilzunehmen und bei Einbruch der Dunkelheit bei der Lichterprozession mitzugehen.  Am nächsten Tag trafen wir uns mit den Teilnehmern aus den verschiedenen Regionen Österreichs und den Fußwallfahrern, die schon zu Christi Himmelfahrt ihre Pilgerschaft angetreten hatten. Diese Begegnungen waren herzlich und innig, eben wie man sich mit Geschwistern trifft. Mit meiner Salzburger Gruppe habe ich noch die Schatzkammer besichtigt, wo uns über die Geschichte Mariazells berichtet wurde. Auch dieser Gang durch die Jahrhunderte war sehr aufschlussreich.

Um 15:00 Uhr feierten wir gemeinsam die Wallfahrermesse und danach ging es wieder heimwärts über das Gesäuse und das Salzkammergut nach Salzburg. Auch am Rückweg wurde gebetet und gesungen und wir ließen die Tage der Pilgerschaft in fröhlicher Stimmung ausklingen.

Ich freue mich schon auf die Sternwallfahrt im nächsten Jahr mit den Schwestern und Brüdern aus Tschechien und vielleicht mit Erzbischof Dr. Franz Lackner.

Gott segne Euch

 

Von Anton Hitzl – OFS Vöcklamarkt in Oberösterreich

„Wenn du die Fährte verlierst, überlege, wie es weitergehen könnte“

Für mich war es die erste mehrtägige Pilgerwallfahrt und daher auch ein Sprung ins kalte Wasser. Ich borgte mir von meiner Frau ihren Rucksack, holte die schon lange nicht mehr verwendeten Nordic Walking Stöcke hervor und machte mich auf den Weg zu unserem Treffpunkt nach Waidhofen/Ybbs. Dort feierten wir die Messe und dann gingen wir zehn Pilger los. Loslösen vom Alltag und gegenseitiges Kennenlernen war angesagt. Der erste Tag stand unter dem Motto „Schöpfung“. Nach dem gemeinsamen Lesen des Sonnengesangs gab uns Elena einen Impuls und wir gingen eine Stunde schweigend auf kleinen Straßen nach Ybbsitz. Einige waren schneller, andere wie ich langsamer. In Ybbsitz fanden wir bei der Kirche wieder zusammen. „Spurensuche“ fiel mir die Predigt des Pfarrers in Waidhofen ein. Ein erfahrener Fährtensucher hat ihm gesagt, wenn du die Fährte verlierst, kannst du aufgeben oder zurückschauen, woher die Fährte gekommen ist und überlegen, wie die Fährte weitergehen könnte. Von einer Kirche sind wir gekommen und in einer Kirche haben wir uns wiedergefunden – ich musste schmunzeln. Weiter ging es nach Maria Seesal, wo wir im Fasten -und Pilgerhaus übernachteten. Unsere Gastgeberin glaubte, dass in der Wallfahrtkirche Maria Seesal eine Maiandacht gefeiert wird, der wir uns anschließen wollten – es war allerdings eine Totenwache. Möge unser Gebet dem Verstorbenen geholfen haben. Vom ungewohnten Tragen des Rucksackes hatte ich schmerzhafte Druckstellen auf der Schulter und an der Brust – eine erfahrene Wanderin versorgte mich mit einer Salbe – Gemeinschaft tut gut. Nach einem erholsamen Schlaf und einem guten Frühstück wanderten wir weiter Richtung Lunz am See. Bei der ersten gemeinsamen Rast gab es nach dem Gebet den Tagesimpuls „Einsamkeit-Gemeinschaft“ – habe ich als Schlagworte in Erinnerung, mit dem wir wieder eine Stunde ins schweigende Wandern geschickt wurden. Am Lunzer See hielten wir Mittagsrast. Auf einer Anhöhe auf den Weg nach Lackenhof hielt P. Fritz Wenigwieser bei einem Bauernhof die Messe mit Blick auf den Ötscher. Weiter ging es nach Lackenhof, wo wir am Boden des Turnsaals der ehemaligen Volksschule übernachteten, nachdem uns unser Gastgeber, der Zimmermeister Karl Teufel an seinem 77. Geburtstag (dafür sangen wir ihm ein Segenslied), sein Privatmuseum „Altes Handwerk“ gezeigt hat. Nach einer Nacht mit vielen Drehungen im Schlafsack und dem Frühstück ging es weiter.

Ein Pilger verließ uns, eine Pilgerin stieß zu uns. Mir fiel das Bild der Kirche als „Gottes Volk“ ein, das P. Fritz uns näher brachte. Wir gehen gemeinsam den Weg, einige verlassen uns, andere kommen hinzu. Nun hatten wir den schönsten und anstrengendsten Tag vor uns. Zuerst ging es hinauf zum Riffelsattel, eine richtige Bergtour. Nach den Laudes gab es wieder den Tagesimpuls – „der Wolf von Gubbio – Wagnis – Grenze“. Nun wusste ich, wozu ich meine Nordic Walking Stöcke mitschleppte. An einem Schneefeld vorbei ging es runter und durch die wunderschöne Ötschergräben mit herrlichen Wasserfällen. In einer Hauskapelle feierten wir die Messe, wo auch zwei vorbeigehende Pilgerinnen sich zu uns als „offene“ Kirche gesellten. Dann ging es runter nach Mitterbach, wo wir in zwei Pensionen übernachteten – streng getrennt nach Männer und Frauen J. Die Vesper feierten wir in der katholischen Kirche, die Laudes am nächsten Morgen in der evangelischen Kirche. Passend dazu das Thema des Tages „Einheit – Ökumene“. Über den Pilgerweg „Via Sacra“ gingen wir weiter nach Mariazell. Am Anfang des Sebastiani Rosenkranzweges feierten wir den Abschluss der Pilgerreise mit einem kurzen Feedback. Dann ging es weiter nach Mariazell, wo wir von den anderen Sternwallfahrern und vor allem Franz Spanner empfangen und gelabt wurden. Nach dem Mittagessen mit unseren Freunden von Salzburg, die mit dem Bus angereist waren, hielten wir eine schöne Wallfahrermesse als krönenden Abschluss

Was blieb von der Wallfahrt? Viele positive Erinnerungen und Impulse. Sich mehr Zeit nehmen – auch im Alltag, zur Ruhe kommen, das Meiden der Gasthütten, Anregungen von Pater Fritz mit Diskussionen, die tolle Gesangstimme und Impulse von Elena, Gespräche mit den anderen Pilgern, Austausch von Sorgen und Gedanken. Zum Schluss möchte ich euch sinngemäß einen Ausspruch von P. Fritz mitgeben: „Was ist der Unterschied zwischen Erleben und Erfahren?“ „Erfahrung ist die Reflexion des Erlebten!“. Das wünsche ich allen Pilgern der Sternwallfahrt.

 

Gebet einer Pilgerin aus Oberösterreich

„Guter Gott,

dankbar blicken wir auf die vergangenen Tage unserer Pilgerreise zurück.

Steile Wege führten uns bergauf und wieder bergab. Wir überquerten Gräben, kletterten über umgestürzte Baumstämme und Zäune.

Höhen und Tiefen, Gräben und Hindernisse. Sinnbilder unseres Lebens.

Wie auf unserer Reise werden wir auch in unserem Leben mit Hindernissen konfrontiert und an unsere Grenzen getrieben. Doch wir sind nicht auf uns allein gestellt.

Guter Gott, in deiner Güte bist du bei uns und sendest uns Menschen, die uns hilfreich zur Seite stehen.

So erfuhren wir besonders in den letzten Tagen, wie wichtig Gemeinschaft ist. Gemeinschaft mit dir. Gemeinschaft mit unseren Mitmenschen.

Darum bitten wir dich: Wenn unsere Reise zu Ende geht und unser Weg uns wieder in den Alltag führt, lass uns das kostbare Gut des Miteinanders weiterhin bewahren. Lass uns immer wieder innehalten, wenn wir durch unser Leben hetzen und vergessen, wie kostbar deine Schöpfung ist.

 Amen“

 

  Br. Josef Hofbauer OFM- Geistliche Assistent Wien

Als Pilger in Mariazell                                                            

Mariazell als das Herzstück des Mariazeller Landes mit seiner abwechslungsreichen Landschaft, sein artenreiches Tier und Pflanzenwelt, sowie den freundlichen, weltoffenen und fleißigen Menschen. Mariazell ist das Haupt und Mutterwallfahrtsort Österreichs mit seiner neurestaurierten und prachtvollen Basilika, mit der wertvollen Kapelle, die die kostbar bekleidete Madonna beherbergt und den vielen Möglichkeiten zu Gebet und Stille. Mariazell als der europäische Wallfahrtsort, an dem die Päpste Johannes Paul II und Papst Benedikt XVI einen besonderen Bezug zum europäischen Gedanken herstellen und dort beteten. Mariazell als der völkerverbindende Wallfahrtsort zwischen den östlichen und westlichen Ländern, den unterschiedlichen Sprachen, Völkern, Religionen und Kulturen.

Schon die Urmenschen pilgerten zu den Gebetsstätten ihrer Götter und suchten Schutz und Hilfe, Beistand im oft schweren Lebensalltag. Sie brachten ihre Opfergaben dar: die Erstlingsfrüchte der Erde, Tiere und manchmal sogar Menschenopfer. Wallfahrtsorte sind Begegnungsorte zwischen Menschen, Religionen und Kulturen, sowie der Kunst und Brauchtum, so wie auch ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für die einheimische Bevölkerung. Der Mensch sucht an einem Wallfahrtsort, seit eh und je, Ruhe und inneren Ausgleich. In allen Kulturen pilgern die Menschen zu den Orten des Gotts oder Götterverehrung, Zeugen davon sind die vielen Pracht und Prunkbauten der Tempel und später der Gotteshäuser der Christen.

Aus fast allen Ordensgemeinschaften Österreichs pilgerten am 2 Juni., dem Sonntag nach Christi Himmelfahrt zu Fuß, per Bahn oder mit dem Bus Brüder und Schwestern zur Mater Magna Austriae nach Mariazell um Gottes Schutz und Segen zu erbitten. Erhebend war der gemeinsame Gottesdienst mit anderen Pilgern, den der Regionalassistent P. Leschek vom Kapuzinerorden in Wien zelebrierte. Er ermunterte alle zur Einheit in Glauben und in der Liebe, wie es Maria und Franziskus vorlebten. Die über 150 Teilnehmen kehrten dann wieder, gestärkt und ermutigt zurück in die Gemeinschaften und in ihrem Alltag.

Josef und Maria seit dem Jesuskind pilgerten selber nach Jerusalem in den Tempel hinauf. Dies gehörte zum Glaubensleben dazu, denn Jerusalem war doch der Hauptort des Gebetes und des Opferns. Auch zur Zeit des AT, sowie des NT pilgerten viele zu den großen Gebetsorten und Tempeln, oft unter großer Lebensgefahr und vielen Strapazen. Selbst Franziskus zog es als Pilger ins Hl. Land und wollte den Spuren Jesu folgen; das Hl. Land betreten, war ein großes Privileg für die Menschen, bis man es später teilweise verwehrte.

Assisi ist heute ein besonderer Anziehungspunkt für Pilger aus aller Welt vom einfachen Menschen bis zu den Päpsten der letzten Jahrzehnte. Assisi wurde auch zum Treffpunkt für die Weltreligionen und zum Weltgebetsort um den Frieden. Assisi ist auch der Pilgerort für Jugendliche und Naturfreunde, für neue religiöse Gruppen und Glaubensuchende. Eine Art Pilgergebet oder Schöpfungslobpreis ist der Sonnengesang geworden. Wallfahrtsorte sind kostenlose Orte der Gnade und der geistlichen Erholung, nützen wir sie.