Brief unseres OFS –Generalministers Tibor Kauser zur Fastenzeit 2025

Aschermittwoch, 5. März 2025

Liebe Brüder und Schwestern!

Die Fastenzeit hat heute mit Aschermittwoch begonnen. Wir treten in eine 40tägige Zeit der Vorbereitung ein. Dies ist eine schöne Zeit des liturgischen Jahres, die uns für das größte Fest von allen bereitet: Ostern, das Fest unserer Erlösung.

Was war die Fastenzeit für den Hl. Franziskus? Er gab der Fastenzeit eine spezielle Bedeutung in seinem Leben, wie wir in seinen Biographien nachlesen können. Er zelebrierte die Fastenzeit nicht nur vor Ostern (vgl. Fioretti VII), sondern er hatte spezielle Fastenzeiten als Vorbereitung auch für andere Feste. Die wohl bekannteste davon ist sein Fasten vor dem Fest des Hl. Erzengels Michael. Zu diesen Tagen zog er sich stets zurück und ging an einen besonderen Ort.

Oft hören wir Worte oder Sätze über die Fastenzeit in einem negativen Zusammenhang: Was wir nicht tun sollten, was uns nicht erlaubt ist, was von uns aufgegeben werden soll. Manchmal denken wir auch so. Wir verwenden oft Worte wie „aufgeben“, „sich zurückhalten“ oder „ von etwas ablassen“. Wir fokussieren uns oft auf Dinge, die wir nicht tun sollten, anstelle jener, die wir tun sollten oder was wir besser oder mehr tun sollten.

Unser Leben ist ein Leben der Buße, aber das heißt nicht, dass es ein trauriges Leben sein sollte. Lasst uns miteinander entdecken, warum dieses Leben ein Teil des Festes ist, weil die Vorbereitung auf das Fest schon dazu gehört. Der Hl. Franziskus lebte wirklich das Leben der Buße, aber er hatte ein freudvolles Leben, weil er sich immer innerlich freute, trotz aller Härten, die er an seinem Körper verspürte und auch um sich herum mit seinen Brüdern.

Die Fastenzeit ist keine traurige Zeit im Jahr. Sie ist eine Zeit der Vorbereitung; sie ist eine Zeit der Möglichkeiten.

Buße ist immer ein Weg, um sich Gott zuzuwenden, ein Weg, seinen Willen zu suchen und entsprechend zu leben. Diese Zeit des Jahres gibt uns die Möglichkeit, dass wir, wie der Hl. Franziskus, uns selbst genau anschauen, als einzelne Menschen und auch in unseren Gemeinschaften. Lebe ich, leben wir nach Gottes Plan? Was ist Gottes Plan für mich, für uns?

Lebe ich, leben wir dem gemäß?

Im Schuldbekenntnis beten wir zumindest jeden Sonntag: „Ich habe gesündigt in meinen Gedanken, Worten und Werken… dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe…“.

Ich lade euch alle ein: Denken wir über diese vier Dinge nach und betrachten wir sie, überprüfen wir uns selbst. Schauen wir uns an in unseren OFS-Gemeinden, versöhnen wir uns miteinander, denken wir nach über die Konsequenzen unserer Gedanken, Worte und Werke im Leben unserer Gemeinschaften.

Was sind das für Gedanken in uns, die Gott und die anderen am meisten beleidigen?

Was sind das für Worte, die wir sprechen, die den Geist der Brüderlichkeit am meisten zerstören, indem wir Gott und einander verletzen?

Was tun wir – gegen Gott und gegeneinander?

Was sind unsere Unterlassungssünden, was tun wir nicht, was aber getan werden sollte, um unsere Gemeinschaft aufzubauen und das Reich Gottes?

Ich lade euch ein, dass ihr allein und gemeinsam dieses vier Dingen Zeit widmet, sie betrachtet und auf diese Weise den Weg der Versöhnung mit Gott und mit einander beschreitet.

Lasst uns diesen Fragen Zeit widmen: Nicht nur als Vorbereitung für die nächste Beichte, sondern lasst uns einige Stunden oder sogar einige Tage oder einige Treffen verwenden, um die Wurzeln zu finden – wir haben ja 40 Tage Zeit: Wie und warum handle ich gegen den Willen Gottes in meinen Gedanken, meinen Worten, in dem, was ich getan und was ich unterlassen habe?

Ich lade euch ein, die Fastenzeit zu einer Zeit zu machen, in der wir durch Versöhnung und Buße uns selbst wieder aufbauen und auch unsere Gemeinschaften – und auf diese Weise auch die Kirche!

Möge Gott uns viel Freude schenken, tiefgründige Gedanken, klare Betrachtungsweisen, so dass wir Gottes Plan in unserem Leben entdecken können und Ostern in einem erneuerten Geist erleben. Mögen der Hl. Franziskus, die Hl. Elisabeth von Ungarn und der Hl. Ludwig von Frankreich uns auf diesem Wege helfen!

Mit herzlichen geschwisterlichen Grüßen,

euer Bruder und Diener aller

Tibor Kauser

Generalminister im OFS

(Übersetzung Christine Walder OFS)